Die Niederschlesischen Wälder gehören zu den größten zusammenhängenden Waldgebieten Mitteleuropas. Ihre Fläche beträgt ca. 165 000 ha. Die Waldgebiete liegen in den Grenzen von sieben Landkreisen: Bolesławiec (Bunzlau), Legnica (Liegnitz), Lubin (Lüben), Polkowice (Polkwitz), Zgorzelec (Görlitz), in der Woiwodschaft Niederschlesien in den Landkreisen: Żagań (Sagan) und Żary (Sorau) und in der Woiwodschaft
Lebus.
Das gesamte Gebiet ist Bestandteil der Makroregion der Nizina Śląsko-Łużycka (Schlesisch-Lausitzer Niederung), die zwischen den durch Stirnmoränen geformten Wzniesienia Żarskie (Sorauer Anhöhen) und Wzgórza Dalkowskie (Dalkowskie Anhöhe) im Norden und der Gebirgslandschaft Pogórze Izerskie (Iservorgebirge) und Pogórze Kaczawskie (Bober-Katzbach-Gebirge) im Süden liegt.
Die westliche Grenze ist die Lausitzer Neiße, wohinter sich die bereits in Deutschland gelegene Muskauer Heide erstreckt. Im Osten grenzen die Niederschlesischen Wälder an die Wysoczyzna Lubińska (Lübener Höhe), Równina Legnicka (Liegnitzer Flachland) und Równina Chojnowska (Haynauer Flachland).
Der geologische Aufbau und die Landschaftsgestaltung der Niederschlesischen Wälder ist größtenteils das Werk der zentralpolnischen Vergletscherung, die hier Unmengen an Sand hinterlassen hat. Charakteristisch ist für die hiesige Landschaft die große Anzahl an Waldteichen. Es gibt hier ebenfalls Moorgebiete und Binnenlanddünen.
Die Besiedlung der Niederschlesischen Wälder begann in der mittleren Steinzeit (8000-4200 Jahre v. Chr.), als hierher Nomaden kamen, die sich mit Tierjagd befassten. Im Mittelalter haben die Niederschlesischen Wälder wegen des unfruchtbaren Bodens nicht das Schicksal anderer Wälder teilen müssen, die in Agrarland umgewandelt wurden. Die Kolonialisierung war hier auch nicht besonders ausgeprägt und beschränkte sich hauptsächlich auf die Flusstäler. Die örtliche Bevölkerung betrieb überwiegend Bienenzucht, Fischfang, Kohle- und Teerbrennerei. Seit dem 14. Jh. entwickelte sich hier die Eisenhüttenindustrie. Viele in den Niederschlesischen Wäldern liegend Ortschaften /u.a. Jagodzin (Neuhammer), Piaseczna (Schönberg), Świętoszów (Neuhammer), Stary Węgliniec (Alt Kohlfurt)/ entstanden durch die Einrichtung von Eisenhämmern, die auf der Basis des niedrigprozentigen Raseneisensteins arbeiteten.
Niederschlesische Wälder spielten auch eine große Verteidigungsrolle, die sich auf die Gestaltung des polnischen Staates positiv auswirkte. Bis heute findet man in den Wäldern Reste geheimnisvoller Festungen, die als Schlesische Wälle bezeichnet werden. Ihre Entstehung wird auf die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts datiert.
Gegen Ende des 18. Jh. wurde auf Veranlassung des Fürsten Bolko I. in den Wäldern eine Reihe von Burgen gebaut bzw. befestigt, u.a. die Burg in Kliczków (Klitschdorf). Die Bauarbeiten an den Befestigungen setzte auch noch der letzte unabhängige schlesische Piastenfürst, Bolko II. Mały fort, der in den Sechzigerjahren des 14. Jh. an der Czerna Wielka (Große Tschirne) die Burg Nowiny baute. Der Fluss Kwisa (Quais), der die Niederschlesischen Wälder seit dem 18. Jh. durchquert, bildete die natürliche Grenze zwischen Schlesien und der Lausitz. 1815 dehnte sich Preußen Richtung Westen aus (auf Kosten Sachsens) und das gesamte Gebiet der Niederschlesischen Wälder befand sich auf dem Territorium Schlesiens. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte kraft des Potsdamer Abkommens (1945) die Verschiebung der polnischen Grenze bis zur Lausitzer Neiße. In die ausgesiedelten Gebiete kamen Aussiedler aus den polnischen Ostgebiete, Armeeangehörige, polnische Rücksiedler aus Bosnien-Herzegowina, Frankreich, Belgien und Tschechoslowakei, in Südostpolen ausgesiedelte Lemken, Boiken und Ukrainer und griechische und makedonische Flüchtlinge. Die Vielfalt der Kulturen und Traditionen beeinflusste die Entstehung des spezifischen Charakters dieses Landfleckens. Obwohl die sowjetische Armee in den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts diese Gebiete verlassen hat, sind große Teile der Niederschlesischen Wälder immer noch nicht zugänglich. Die Fläche des beiderseits des Flusses Kwisa gelegenen Militärübungsgeländes Żagań – Świętoszów, eines der größten in Polen, beträgt 38,4 000ha.